Statement von Ulrike Geppert-Orthofer, Präsidentin
„Wenn es um Patientensicherheit geht, muss ein besonderes Augenmerk auf die Frauengesundheit und insbesondere die Versorgung rund um die Geburt gelegt werden. Als Hebammen können wir eindeutig attestieren: Hier liegt noch viel im Argen! Weder können Frauen tatsächlich ihr Recht auf die freie Wahl des Geburtsortes wahrnehmen, noch können sie einfach und unkompliziert die Betreuung rund um Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett abrufen, auf die sie ein Anrecht haben – und die sie brauchen.
Veraltete Richtlinien in der Schwangerenbetreuung, überfüllte Stationen, Personalmangel, Fehlanreize und Kreißsaal-Schließungen in den Kliniken, lange Anfahrtszeiten bis zur nächsten Geburtshilfestation, viel zu hohe Kaiserschnittraten – das alles lässt sich nicht mit einer sicheren, frauzentrierten Betreuung für Mutter und Kind vereinbaren. Kein Wunder, dass viele Frauen von traumatischen Geburtserlebnissen berichten und Hebammen und Ärzt*innen frustriert aus dem Beruf aussteigen.
Als Hebammen sagen wir klar: Für die Patientensicherheit in der Geburtshilfe brauchen wir dringend verbindliche Qualitätsvorgaben, die nicht nur den Kaiserschnitt, sondern vor allem die intensive Betreuung der natürlichen, physiologischen Geburtsverläufe belohnen. Wir brauchen Zeit und personelle Ressourcen in den Kliniken, um eine Eins-zu-eins-Betreuung unter der Geburt für die Frauen sicherzustellen. Solange sich in Deutschland bis zu vier Schwangere gleichzeitig eine Hebamme unter der Geburt teilen müssen, kann niemand von Patientensicherheit sprechen. Auch Nachgespräche der Geburt sind bislang kein Standard und die Erfahrungen und Bedürfnisse der Frauen werden weder systematisch erfasst noch ausreichend ernst genommen. Und daher ist unser dringender Appell, auf die zu hören, um die es geht: Stärkt die Stimme der Frauen für die Patient*innensicherheit!“
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Mütter-Stimmen und politische Forderungen