Aktuelles zum neuen Hebammenhilfevertrag
Anfang April wurde durch die zuständige Schiedsstelle der neue Hebammenhilfevertrag gemäß § 134a SGB V zum 01.11.2025 festgesetzt.
Der neue Vertrag, der die Arbeitsbedingungen von rund 19.000 freiberuflichen Hebammen in Deutschland regelt, bleibt weit hinter den Forderungen des Deutschen Hebammenverbandes zurück.
Der DHV warnt ausdrücklich vor äußerst kritischen Auswirkungen auf die Arbeit von Beleghebammen – und damit vor einer regional spürbar beeinträchtigten Versorgungssituation von Schwangeren und Gebärenden.
Sowohl die Kolleg*innen vor Ort, die Landes- und Bundesebene des DHV und auch zahlreiche Krankenhaus-Geschäftsführer*innen haben inzwischen das Gespräch mit der Politik gesucht, um auf die prekäre Lage in der Geburtshilfe aufmerksam zu machen.
Die Einführung des neuen Vertrags wirkt sich wirtschaftlich auf die Hebammen aus – aber auch auf alle Bereiche im Betreuungsbogen, in denen Hebammen tätig sind.
Hintergrundwissen zu den Vertragsverhandlungen:
Statement von Ulrike Geppert-Orthofer
Präsidentin des Deutschen Hebammenverbandes

“Kommt der Hebammenhilfevertrag wie geplant, wird dies die Versorgungssituation Schwangerer und Gebärender regional spürbar beeinträchtigen und damit bundesweit Auswirkungen auf Familien haben. Denn es ist kein individuelles Problem, dass Beleghebammen künftig finanzielle Einbußen von bis zu 35 Prozent erleiden. Bereits jetzt orientieren sich Hebammen um; ganze Belegteams haben bereits ihre Verträge mit Krankenhäusern gekündigt. Zwanzig Prozent der Kinder werden im Belegsystem geboren, in Bayern sind es sogar achtzig Prozent. Wenn Beleghebammen sich aus wirtschaftlichen Gründen gegen ihren Beruf entscheiden, bricht ein wichtiger und qualitativ hochwertiger Teil der Geburtshilfe in Deutschland weg. Das dürfen wir nicht zulassen! […]
Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen argumentiert, er wolle die 1:1-Betreuung fördern, gefährdet aber gleichzeitig dasjenige klinische Versorgungsmodell, in dem deutlich mehr 1:1-Betreuung stattfindet als in anderen klinischen Settings. Als größter Berufsverband fordern wir hier eine Nachjustierung auf politischer Ebene. Wir wollen erreichen, dass Beleghebammen schon ab der ersten Frau, die sie unter der Geburt betreuen, hundert statt wie vorgesehen nur achtzig Prozent des festgelegten Stundensatzes erhalten. Außerdem wollen wir erreichen, dass die Stundenvergütung aller Hebammen mindestens an die Grundlohnentwicklung angepasst wird – bislang besteht hier eine Deckungslücke von 12,4 Prozent. […] Um zu verhindern, dass Belegteams wegbrechen und eine Lücke in der geburtshilflichen Versorgung entsteht, braucht es eine Lösung vor der Sommerpause! “
Statement von Ursula Jahn-Zöhrens
Verhandlungsführerin und Beirätin für den Freiberuflichenbereich im Deutschen Hebammenverband

“Mit diesem aus unserer Sicht absolut fatalen Ergebnis werden Beleghebammen zum wiederholten Male schlechtergestellt. Sie haben bereits in der letzten Verhandlungsrunde mit einem Minus abgeschlossen; ihre letzte Vergütungserhöhung liegt zehn Jahre zurück. Für viele Kolleg*innen, die zwar in ihrem Traumjob, aber schon heute mit prekärem Auskommen arbeiten, dürfte diese Entscheidung das endgültige Berufs-Aus bedeuten. Aktuell werden bundesweit mehr als zwanzig Prozent der Geburten in Kliniken von freiberuflichen Hebammen im Belegsystem begleitet, in Bayern ist es die Mehrzahl aller Geburten. Bricht den Beleger*innen nun die Existenzgrundlage weg, zieht dies auch eine verheerende Versorgungsknappheit für die Frauen und Familien in den betroffenen Regionen nach sich.
Die rund 22.000 Mitglieder des DHV sichern die Hebammenversorgung in Deutschland. Es ist desaströs, dass wir als größter Berufsverband in der Schiedsstelle mit unseren Forderungen unterlagen.
Wir werden auch weiterhin mit allen Möglichkeiten dafür kämpfen, für unsere Mitglieder in allen Leistungsbereichen die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen. Gleichzeitig appellieren wir an die Politik: Verlieren Sie die Geburtshilfe nicht aus dem Blick! Die laufenden Koalitionsverhandlungen zeigen leider, dass die Zukunft der Hebammen und der Geburtshilfe keine Priorität für die zukünftige Regierung haben. “
„Gesagt wird – richtig ist“
Ab dem 01.11.2025 gilt der neue Hebammenhilfevertrag. Es ist gut, dass die Kolleg*innen endlich mehr Geld bekommen. Leider trifft das nicht für alle zu.
Warum das so ist und wie die Ergebnisse aus dem Beschluss der Schiedsstelle zu bewerten sind, dazu kursieren einige Falschmeldungen, die wir hier gerne richtig stellen möchten.
Im Blick der Öffentlichkeit
Der Deutsche Hebammenverband und seine Landesverbände sowie viele Hebammen deutschlandweit machen auf die aktuelle Situation im Land aufmerksam. Zusätzlich sorgt der DHV durch seine Öffentlichkeitsarbeit, Treffen mit Politiker*innen und seine Präsenz auf den Social-Media-Kanälen weiterhin für die Sichtbarkeit des aktuellen Missstands.
Proteste, Aktionen und Diskussionen mit Politiker*innen
– wir stehen geschlossen an der Seite der Kolleg*innen
Abschluss-Aktion am 7.5.2025 zum Hebammenkongress in Münster
Nirgends in Deutschland sind an diesem Tag so viele Hebammen versammelt wie hier. Gemeinsam haben wir den Schlusspunkt der Kampagne gesetzt und das großartige Petitionsergebnis mit 217.340 Unterschriften verkündet.
Ulrike Geppert-Orthofer:
“Wir hatten noch nie einen Kongress in einer politisch für die Geburtshilfe derart brisanten Situation. Denn eine gute geburtshilfliche Versorgung für Frauen, Kinder und Familien zu sichern, ist ein Politikum und kein Selbstläufer. Dazu haben sich Junge und Werdende Hebammen (JuWeHen) mit Vertreter*innen der Jugendorganisationen der Parteien ausgetauscht. Die Zukunft der geburtshilflichen Versorgung in Deutschland haben wir heute auch mit Karl-Josef Laumann, dem nordrhein-westfälischen Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales, diskutiert. Bei der Abschluss-Pressekonferenz habe ich mit Expertinnen und Betroffenen Ideen aufgezeigt, wie es gelingen kann, dass Schwangere, Gebärende, Kinder und Familien eine gute Geburt erleben können.
Wir haben uns aber nicht nur ausgetauscht, weitergebildet und vernetzt – sondern auch unsere Kräfte gebündelt, um uns entschieden gegen den Schiedsspruch aufzustellen, der Beleghebammen schlechterstellt als bisher. Hier brauchen wir unbedingt eine tragbare Perspektive, bevor der neue Hebammenhilfevertrag im November in Kraft tritt!“
Aktion zur Gesundheitsministerkonferenz 2025 in Weimar
Die Kundgebung zum Auftakt der Gesundheitsministerkonferenz 2025 in Weimar kann als weiterer erfolgreicher Schritt in Richtung politisches Handeln gewertet werden. Durch die tatkräftige Unterstützung von rund 50 politisch engagierten Hebammen ist es gelungen, die Situation der Hebammen an die Minister*innen und Staatssekretär*innen aus den Ländern heranzutragen.
Ursula Jahn-Zöhrens:
“Wir haben mit der Hälfte der Bundesländer einen direkten Austausch gehabt und es wurde von allen diesen Minister*innen zugesichert, dass sie sich für eine schnell Klärung einsetzen wollen. Wir wurden ernst genommen und gehört, und es ist verstanden worden, dass die Beleghebammen auf keinen Fall bis zum Herbst auf eine Entscheidung warten können. Denn wenn jetzt nicht gehandelt wird, steuern wir auf eine große geburtshilfliche Katastrophe in diesem Land zu!”
Der Hebammenhilfevertrag im Blick der Presse
Dank unserer hartnäckigen Öffentlichkeitsarbeit sind auch viele Medien auf die prekäre Situation, die sich aus dem Hebamemnhilfevertrag ergibt, aufmerksam geworden. Hier haben wir für Sie die Links zu den Berichten und Artikeln zusammengetragen, die öffentlich zugänglich sind.
SaarbrückerZeitung, 07.07.2025
Springer Pflege, 25.6.2025
Rheinische Post, 20.6.2025
„Neuer Vertrag in der Kritik: Deutscher Hebammenverband warnt vor Versorgungslücken“
Bayernwelle,
17.6.2025
„Neuer Hebammenhilfevertrag: Was er will und warum Hebammen dagegen protestieren“
MDR, 11.6.2025
ARD, 29.5.2025
BR24, 5.5.2025
Hessenschau, 5.5.2025
Deutsches Ärzteblatt, 10.4.2025
Springer Pflege, 3.4.2025
„Schiedsstelle hat entschieden: Weniger Geld für Beleghebammen”
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