Vom Traum zum Trauma: Fast ein Drittel aller Frauen in Deutsch­land berichtet von einer negativen Geburts­erfahrung. Dabei fühlen sich Betroffene nicht nur trauma­tisiert, allein­gelassen und bevor­mundet1,2. Laut einer quan­ti­tativen Umfrage berichten fast 43% der Gebären­den von Ein- und Über­griffen, die ohne ihr Ein­ver­ständnis durch­ge­führt wurden3. Ein Zustand, der so nicht weiter hin­nehm­bar ist. Aus diesem Grund startet der Deutsche Hebammen­verband e. V. (DHV) am 7. Februar seine Kampagne „Frauen zahlen den Preis“ mit einer Auftakt­kund­gebung vor dem Reichs­tags­gebäude in Berlin. Das Ziel: Mindestens 30.000 Unter­schriften für die Online-Petition zur 1:1-Betreuung aller werdenden Mütter.

Der Umgang mit dem weiblichen Körper und die Rechte der Frauen auf körperliche Selbstbestimmung und Unversehrtheit sind derzeit weltweit ein brennendes Thema. Dabei endet die Diskussion jedoch häufig vor den Türen des Kreißsaals. Was viele dabei nicht wissen: Fast jede dritte Frau erleidet während der Geburt ihres Kindes ein Trauma. Übersetzt in Zahlen bedeutet das, dass allein im Jahr 2023 von knapp 700.000 Geburten 207.897 in einem negativen Geburtserlebnis der Mutter resultierten1,2. „Das sind ernüchternde Zahlen, die nicht ohne Folgen bleiben. Denn im Umkehrschluss bedeutet das: Jeder dritte Mensch hat eine Mutter mit Geburtstrauma. Es betrifft also nicht nur die Frauen, sondern auch Kinder, Partner, Familien und nicht zuletzt die Gesellschaft – also alle“, erklärt Ulrike Geppert-Orthofer, Präsidentin des DHV. „Das ist eine Situation, die für ein hochentwickeltes Land wie Deutschland nicht tolerierbar ist. Aus diesem Grund fordern wir eine 1:1-Betreuung durch Hebammen für alle Frauen unter der Geburt.“

Die Zeit ist reif: Geburtshilfe in Deutschland nachhaltig verändern

Um eine solche Betreuung zu ermöglichen, müssen jedoch die Arbeitsbedingungen für Hebammen dringend verbessert werden. Zudem muss das Recht von Frauen auf eine freie Wahl ihrer Geburtsbetreuung durchgesetzt werden sowie die Rücksichtnahme auf das Geburtserleben verbindlich geregelt werden. Nur so kann der hohen Anzahl an Geburtstraumata in Deutschland entgegengewirkt werden. Um der Forderung Nachdruck zu verleihen, startet der DHV daher am 7. Februar 2025 die Online-Petition „Frauen zahlen den Preis“ auf openPetition.de: https://hebammenverband.de/petition

Die Unterschriftenaktion soll auf den aktuellen Missstand und den dringenden Handlungsbedarf hinweisen und mit der Unterstützung vieler Unterzeichnerinnen und Unterzeichner dafür sorgen, dass die Forderung in die Koalitionsverhandlungen einfließt. Begleitet und flankiert wird der Petitionsstart von einer Kundgebung am 7. Februar 2025 von 11:00 bis 13:00 Uhr auf der Wiese vor dem Reichstagsgebäude in Berlin.

„Wir freuen uns über jede und jeden, die uns vor Ort oder digital mit einer Unterschrift unterstützen! Jede Stimme zählt“, so Geppert-Orthofer.

Weitere Informationen

Literatur

(1) Leinweber, Julia, Jung, Tina, Hartmann, Katharina and Limmer, Claudia. „Respektlosigkeit und Gewalt in der Geburtshilfe – Auswirkungen auf die mütterliche perinatale psychische Gesundheit“ Public Health Forum, vol. 29, no. 2, 2021, pp. 97-100, https://doi.org/10.1515/pubhef-2021-0040.

(2) Sample of 2,045 women, 2023, in Limmer C. M., Stoll K., Vedam S. et al, Measuring disrespect and abuse during childbirth in a high-resource country: Development and validation of a German self-report tool, 2023 Nov:126:103809.doi: 10.1016/j.midw.2023.103809. Epub 2023 Sep 2, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37689053/.

(3) European Parliament, Directorate-General for Internal Policies of the Union, Brunello, S., Gay-Berthomieu, M., Smiles, B. et al., Obstetric and gynaecological violence in the EU – Prevalence, legal frameworks and educational guidelines for prevention and elimination , Publications Office of the European Union, 2024, https://www.europarl.europa.eu/thinktank/en/document/IPOL_STU(2024)761478.