Stillen ist die natürliche und damit beste Ernährung für Säuglinge. Es ist gesund für Mutter und Kind und wirkt sich nachweislich positiv auf die Entwicklung von Neugeborenen aus. Dennoch liegt Deutschland mit seiner Stillquote im internationalen Vergleich im unteren Bereich. Lediglich 82 % aller Mütter stillen direkt nach der Geburt und ihr Anteil sinkt in den ersten vier Lebensmonaten zudem rapide. Der meistgenannte Grund: zu wenig Muttermilch. Doch Aufklärung und Unterstützung können helfen. Das aktuell von NRW-Familienministerin Josefine Paul (Grüne) initiierte Gesetz für ein Stillrecht in der Öffentlichkeit begrüßt der Deutsche Hebammenverband (DHV) deshalb sehr. Anlässlich der diesjährigen 31. Weltstillwoche zum Thema “Stillen – eine Handvoll Wissen reicht” richtet sich der DHV an alle Frauen und Mütter: Stillen ist wertvoll fürs Leben und Wissen hilft, den eigenen Weg zu finden.
“Zwei Jahre stillen, davon sechs Monate ausschließlich – so lautet seit Jahren die Empfehlung der WHO und seit Jahren schließen wir uns dieser Empfehlung an. Besorgniserregend ist, dass hierzulande gerade einmal 82 % aller Mütter nach der Geburt mit dem Stillen beginnen und die Zahlen in den ersten vier Lebensmonaten zudem noch rapide sinken”, konstatiert DHV-Präsidentin Ulrike Geppert-Orthofer. “Fragen wir die Mütter, wird als häufigster Grund für das Abstillen zu wenig Muttermilch angegeben. Doch wir wissen, maßgeblich ist vor allem der Einfluss von außen auf die Frauen. Unterstützung und gesellschaftliche Akzeptanz sind daher die wichtigsten Voraussetzungen für ein gelingendes Stillen. Insofern begrüßen wir die aktuelle Initiative von Familienministerin Josefine Paul aus Nordrhein-Westfalen, das Recht auf Stillen in der Öffentlichkeit gesetzlich zu regeln, sehr”, so Geppert-Orthofer weiter. “Die diesjährige Weltstillwoche bietet außerdem Gelegenheit, das gesellschaftliche Bewusstsein für die Situation stillender Mütter zu schärfen. Es sollte selbstverständlich sein, dass Frauen in einem modernen, aufgeklärten Land wie unserem die Rahmenbedingungen vorfinden, die es ihnen leicht machen, ihr Kind zu stillen. Da sind wir insgesamt als Gesellschaft gefordert. Wir Hebammen machen allen Müttern Mut und stärken sie im Vertrauen in den eigenen Körper. Wissen kann dabei helfen, eine informierte Entscheidung zu treffen und den besten Weg für sich und sein Kind zu finden.”
Aleyd von Gartzen, Stillbeauftragte im DHV, ergänzt: “Das deutsche Motto der 31. Weltstillwoche bringt es auf den Punkt: Mit einer ‘Handvoll Wissen’ ausgestattet, können werdende Mütter selbstbewusst und zuversichtlich der Stillzeit entgegensehen. Sie und ihre Babys haben die Kompetenz dafür und wir Hebammen begleiten sie auf ihrem Weg.”
Hintergrund
Mit “Stillen – eine Handvoll Wissen reicht” hat die Nationale Stillförderung (NSF) das Motto der World Alliance for Breastfeeding Action (WABA) “Step up for Breastfeeding – Educate and Support” für Deutschland adaptiert. Das Bild einer Hand wurde eigens für die Weltstillwoche entworfen und illustriert die fünf wichtigsten Informationen – an jedem Finger eine –, die für einen erfolgreichen Stillstart stehen.
Die Weltstillwoche findet in Deutschland vom 03.–09. Oktober 2022 statt. Sie wird hier jedes Jahr in der 40. Kalenderwoche ausgerichtet, stellvertretend für den Zeitpunkt von Schwangerschaftsende und Beginn der Stillbeziehung zwischen Mutter und Kind.
Die Weltstillwoche gilt als die größte gemeinsame Kampagne aller, das Stillen fördernder Organisationen, darunter auch UNICEF und WHO. Seit 1991 wird sie jährlich in über 120 Ländern begangen. Die Initiative setzt sich weltweit für den Schutz, die Förderung und die Unterstützung des Stillens ein. Sie basiert auf der Innocenti-Deklaration und der von der WHO und UNICEF herausgegebenen globalen Strategie zu Säuglings- und Kleinkindernährung. WABA hat Beraterstatus bei UNICEF und beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen (ECOSOC).