Statement von Andrea Ramsell, Mitglied im Präsidium und Beirätin für den Angestelltenbereich

“Nach einem aktuellen Entwurf des Bundesgesundheitsministeriums sollen Beschäftigte in Krankenhäusern und der Langzeitpflege erneut eine Corona-Sonderzahlung erhalten. Eine Milliarde Euro ist den Pflegekräften im Koalitionsvertrag als Anerkennung für ihre herausragende Leistung zugesagt worden. Dass Hebammen zum wiederholten Male diese Anerkennung nicht zuteil wird, ist ein Skandal! Große Belastungen durch Hygienemaßnahmen, permanentes Infektionsrisiko und vermehrten Betreuungsaufwand trafen in den letzten beiden Jahren auch auf sie zu. Insbesondere die Akutaufnahme von Patient*innen und Angehörigen im Kreißsaal war für Hebammen mit einer großen Exposition verbunden. Dennoch konnten sich werdende Mütter, Eltern und Neugeborene während der gesamten Pandemie auf sie verlassen. Hebammen allein ist es zu verdanken, dass eine durchgängig hochwertige geburtshilfliche Versorgung während dieser Zeit sichergestellt werden konnte. Es steht außer Frage, dass Hebammen als feste Säule in der Gesundheitsversorgung alle Kriterien für eine Corona-Sonderzahlung erfüllen.

Aber der Teufel steckt hier offenbar im Detail: Hebammen sind keine Pflegekräfte und es steht zur Diskussion, ob sie dieser Gruppe zugerechnet werden. Wie bei der Vergabe der ersten Corona-Prämien liegt es auch diesmal im Ermessen des Arbeitgebers und der Mitarbeitervertretung, welchen Beschäftigten der Corona-Bonus tatsächlich zuteil wird. Die Politik überträgt diese Entscheidung lieber anderen. Das ist auf ganzer Linie enttäuschend. Einen Bonus in Aussicht zu stellen, der Berufsgruppen ausschließt und der nach dem Gießkannenprinzip verteilt wird, kann kaum ein Zeichen der Anerkennung für alle sein. Wir brauchen dauerhafte Verbesserungen und nichts, was auch noch das Potential hat, die verschiedenen Berufsgruppen gegeneinander auszuspielen.

Vielmehr muss ein Lohnniveau erreicht werden, das den außerordentlichen Leistungen der Hebammen gerecht wird und zu den Beschäftigten im Krankenhaus insgesamt passt. Zielführender ist eine dauerhaft bessere, angemessene Bezahlung. Das Signal, das die Politik jetzt gesendet hat, wird bei den Hebammen, so viel ist absehbar, nur wieder zu großem Frust führen.”

Der Deutsche Hebammenverband e. V. (DHV) ist der größte Hebammenberufsverband in Deutschland und setzt sich aus 16 Landesverbänden mit über 21.000 Mitgliedern zusammen. Er vertritt die Interessen aller Hebammen. Im DHV sind angestellte und freiberufliche Hebammen, Lehrer*innen für Hebammenwesen, Hebammenwissenschaftler*innen, Hebammen in den Frühen Hilfen, hebammengeleitete Einrichtungen sowie Hebammenschüler*innen und Studierende vertreten.