„Ich habe Gewalt bei der Geburt meines Kindes erfahren.“ Dies symbolisiert am „Roses Revolution Day“ jede Rose, die vor einer Klinik abgelegt wird – wie jedes Jahr am 25. November. Für den Deutschen Hebammenverband (DHV) steht fest: Nur neue Strukturen und mehr Personal können Gewalt in der Geburtshilfe verhindern.
„Was immer eine Frau als übergriffig oder gewaltvoll empfindet, muss ernst genommen und vermieden werden“, sagt Ulrike Geppert-Orthofer, Präsidentin des Deutschen Hebammenverbandes. „Alle Beteiligten haben die Pflicht, jede Frau bei der Geburt ihres Kindes bestmöglich zu begleiten.“ Seit Jahren fordert der Verband einen offenen Umgang und einen gesellschaftlichen sowie politischen Diskurs zum Thema Gewalt in der Geburtshilfe. „Da ist noch ein ziemliches Stück Weg vor uns“, so Geppert-Orthofer.
Das Ziel ist: Geburtshilfe muss gewaltfrei, interventionsarm, sensibel und frauenzentriert sein. „Alle Entscheidungen des medizinischen Personals müssen für die Frauen in jedem Schritt nachvollziehbar sein“, führt DHV-Präsidiumsmitglied Andrea Ramsell aus. „Denn die psychischen und physischen Folgen für die Mütter, die keine selbstbestimmte Geburt erleben, wiegen teilweise schwer – auch für die Entwicklung des Kindes.“
Bereits seit Jahren macht der Verband auf strukturelle Fehlentwicklungen in der Geburtshilfe aufmerksam. Unter anderem führen starre Hierarchien im Kreißsaal sowie ein berufsübergreifender Personalmangel zu permanenter Überforderung und Stresssituationen. Die vielgewünschte Eins-zu-eins-Betreuung, bei der eine Hebamme die Geburt einer Frau vom Beginn bis zum Ende begleitet, kann deshalb oft nicht stattfinden.
Darüber hinaus veranstaltet der Verband Fort- und Weiterbildungen für eine gewaltfreie Geburtshilfe und stellt Informationsmaterial zur Verfügung – aktuell beispielsweise zur korrekten Ausführung des Kristeller-Handgriffs, der nur in Ausnahmen in der letzten Geburtsphase nach klaren Vorgaben zur Anwendung kommen sollte.
Weitere Informationen erhalten Sie im Positionspapier des Deutschen Hebammenverbandes „Keine Gewalt in der Geburtshilfe“ (Februar 2020).