Weltstillwoche 2025

Muttermilch ist die natürliche Ernährung für das Neugeborene. Dabei wirkt sich Stillen nachweislich positiv auf die gesamte Entwicklung des Kindes aus. Doch es gibt Umstände, in denen es nötig ist, auf industriell hergestellte Säuglingsanfangsnahrung zurückzugreifen.

Die Vermarktung solcher Ersatzprodukte ist auf EU-Ebene gesetzlich streng reglementiert, um Familien zu gewährleisten, dass sie eine unabhängige Beratung auch durch uns Hebammen erhalten. Dabei spielt der WHO-Kodex zur Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten eine ganz wesentliche Rolle.

Wir als Deutscher Hebammenverband setzen uns für eine gesunde und sichere Ernährung für Neugeborene ein und unterstützen daher die Forderungen der „Weltstillwoche“ unter dem diesjährigen Motto „Du entscheidest. Nicht die Werbung.“

In Deutschland findet die Weltstillwoche 2025 vom 29. September bis 5. Oktober statt. Die 40. Kalenderwoche markiert symbolisch das Ende einer Schwangerschaft und den Beginn der Stillbeziehung von Mutter und Kind.

Seit 1991 begehen jährlich über 120 Länder die „Weltstillwoche“. Sie ist die größte gemeinsame Kampagne aller Organisationen, die sich für das Stillen von Kindern einsetzen, darunter auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das internationale Kinderhilfswerk UNICEF.

 „Du entscheidest. Nicht die Werbung.“

Grundlage der Forderung hinter dem Motto der diesjährigen Weltstillwoche ist der 1981 verabschiedete Kodex der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten. Diese sollen zwar zur Verfügung stehen, aber nicht beworben werden:

„Ziel dieses Kodex ist es, zu einer sicheren und angemessenen Ernährung für Säuglinge und Kleinkinder beizutragen, und zwar durch Schutz und Förderung
des Stillens und durch Sicherstellung einer sachgemäßen Verwendung von Muttermilchersatzprodukten, wenn diese gebraucht werden. Dies soll auf der Grundlage entsprechender Aufklärung und durch eine angemessene Vermarktung und Verteilung erfolgen.“
(Artikel 1, Internationaler Kodex für die Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten)

In Deutschland ist es verboten, für Anfangsnahrung als Muttermilchersatz zu werben.
Dieses Verbot gilt nicht für Folgenahrung, weshalb diese stark beworben wird. Auch über Werbegeschenke, wie Hüllen für Kinderhefte oder Social-Media nimmt Werbung subtil, aber effektiv Einfluss auf die Entscheidungsfreiheit der (werdenden) Eltern.

Nicht nur wir Hebammen müssen uns über die subtile Einflussnahme der Nahrungsmittelkonzerne bewusst sein. Wir müssen auch unsere zu betreuenden Familien sensibilisieren.

Die Initiative Babyfreundlich hat in Kooperation mit der Nationalen Stillförderung Informationen als auch eine Broschüre zum Thema aufbereitet:

Forderungen des DHV

Für den Schutz stillender Familien vor kommerziellen Interessen fordern wir als Deutscher Hebammenverband: 

  • die konsequente Umsetzung der EU-Richtlinie zu Säuglingsanfangs- und Folgenahrung in Deutschland, 
  • wirksame Sanktionen bei Verstößen, 
  • sowie die verbindliche Implementierung des WHO-Kodex zur Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten in nationales Recht. 

Nur durch klare gesetzliche Regelungen können Familien industrieunabhängige Informationen erhalten und darauf aufbauend eine Entscheidung zur Ernährung ihrer Kinder treffen.

Gleichzeitig müssen Fachkräfte wie Hebammen vor Einflussnahme durch die Industrie geschützt werden. 

Sie erleben oder vermuten Verstöße gegen den WHO-Kodex? Die Arbeitsgruppe Kodex der Nationalen Stillförderung nimmt ihre Meldung entgegen, sammelt und prüft diese.

Statement von Ulrike Geppert-Orthofer

Präsidentin des Deutschen Hebammenverbandes
Geppert-Orthofer

Stillen hat keine Lobby. Demgegenüber stehen die Hersteller von Muttermilchersatzprodukten mit klaren wirtschaftlichen Interessen. Entsprechend dem Motto der diesjährigen Weltstillwoche fordern wir deshalb den Schutz stillender Familien vor kommerziellen Interessen. Denn die Entscheidung für oder gegen das Stillen muss individuell und industrieunabhängig getroffen werden können – und das gelingt nur durch klare gesetzliche Regelungen. Gleichzeitig müssen Fachkräfte wie Hebammen vor Einflussnahme durch die Industrie geschützt werden. Auch dafür machen wir uns stark.

Statement von Luise Nowak

Beauftragte des Deutschen Hebammenverbandes für Stillen und Ernährung
Profilbild Luise Nowak

Muttermilchersatznahrung ist wichtig, Werbung dafür gefährlich. Gesetzlich reicht der Schutz vor Einflussnahme in Deutschland nicht aus, um eine freie Entscheidung zu ermöglichen. Deshalb ist das diesjährige Motto der Weltstillwoche besonders wichtig! Wenn wir (werdende) Eltern besser vor den wirtschaftlichen Interessen der Industrie schützen, haben diese wirklich eine Wahl, für sich und ihre Kinder zu entscheiden. Deshalb betrachte ich das Motto auch als Aufforderung an uns alle: Du entscheidest, nicht die Werbung!

Veranstaltungen zur Weltstillwoche 2025

Weiterführende Informationen

World Breastfeeding Week

Die Weltstillwoche ist eine globale Kampagne zur Sensibilisierung und Aktivierung von Maßnahmen zu Themen im Zusammenhang mit dem Stillen.

Nationale Stillförderung

Der Verband Nationale Stillförderung ist ein Zusammenschluss relevanter Ausbildungsinstitute, Organisationen, Fachgesellschaften und Berufsverbände zur Förderung von Aktivitäten und Maßnahmen, die das Stillen für Mutter und Kind begünstigen.

babyfreundlich e.V.

babyfreundlich ist eine Initative von WHO & UNICEF. Sie initiiert und unterstützt die Kampagne zur Weltstillwoche 2025.

Mother Hood e.V.

Mother Hood ist ein Verein aus engagierten Eltern, die sich für eine bessere und sichere Geburtshilfe einsetzen. Mother Hood unterstützt ebenfalls die Kampagne zur Weltstillwoche 2025.

Social Media

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