Frau zu Sayn-Wittgenstein, erst einmal herzlichen Glückwunsch! Zu Beginn eine praktische Frage: Wie wird man überhaupt in den Wissenschaftsrat berufen?
Offiziell beruft der Bundespräsident die neuen Mitglieder für drei Jahre in das Gremium. Er greift dabei auf Vorschläge der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Max-Planck-Gesellschaft, der Hochschulrektorenkonferenz, der Helmholtz-Gemeinschaft, der Fraunhofer-Gesellschaft und der Leibniz-Gemeinschaft zurück.
Wussten Sie schon länger von der bevorstehenden Berufung?
Nein, das kam für mich sehr überraschend. Und ich empfinde es als eine große Freude und Ehre. Damit wird auch anerkannt, wie sich die gesundheitsrelevanten Forschungsbereiche in den letzten Jahren entwickelt haben.
Daran haben Sie in Bezug auf die Hebammenwissenschaften ja einen erheblichen Anteil gehabt…
Ja, ich bin seit über 15 Jahren aktiv als Pflege- und Hebammenwissenschaftlerin an der Hochschule Osnabrück. 2008 haben wir den ersten ausbildungsergänzenden Hebammenstudiengang auf den Weg gebracht. Inzwischen gibt es durch eine Kooperation mit der Universität Witten-Herdecke sogar die Möglichkeit zu promovieren. Laufende Forschungsprojekte sind beispielsweise ein kooperatives Forschungskolleg „Familiengesundheit im Lebensverlauf – FamiLe“ mit zwölf Promovendinnen sowie ein weiterer Forschungsschwerpunkt „Familienorientierte geburtshilfliche Versorgung“ .
Was werden Ihre Aufgaben im Wissenschaftsrat sein?
Das ist mir im Moment noch nicht bekannt. Es gibt verschiedene Ausschüsse und Arbeitsgruppen in denen man mitarbeitet. Im März erhalte ich eine einführende Schulung. Dann werde ich genauer weitersehen können.
Sie waren unter anderem auch für die WHO tätig…
Das stimmt. Nach Studien der Pflegewissenschaft und der Gesundheitswissenschaften in den USA arbeitete ich als Sachverständige in der Abteilung Familiengesundheit/Safe Motherhood der Weltgesundheitsorganisation. Dabei ging es vorwiegend darum, wie durch eine bessere Gesundheitsvorsorge unter anderem die Müttersterblichkeit gesenkt werden kann.
Haben Sie Ziele, was Ihre Arbeit im Wissenschaftsrat betrifft, zum Beispiel die Akademisierung des Hebammenberufes und die anderer Gesundheitsberufe?
Der Wissenschaftsrat ist in erster Linie ein Beratungsgremium der Bundesregierung. Dass mit mir erstmals eine Pflege- und Hebammenwissenschaftlerin in dieses Gremium berufen wurde, zeigt, dass die Entwicklungen in diesen jungen Wissenschaftsdisziplinen wahrgenommen wurden. Und es wird in Deutschland in diesen Wissenschaftsdisziplinen noch viel passieren müssen. Inwieweit ich in meiner neuen Funktion darauf Einfluss haben werde, kann ich allerdings noch nicht absehen.
Frau zu Sayn-Wittgenstein, vielen Dank für das Gespräch!